Werte und Ethik im Coaching
Begriffsklärungen: Werte, Ethik, Moral… was genau ist damit gemeint?
Der Begriff Coaching ist in Deutschland keine geschützte Bezeichnung und dementsprechend unterliegt Coaching auch keinen einheitlichen Richtlinien. Dies führt leider dazu, dass das Verständnis von Coaching weit auseinander geht. In diesem Artikel möchte ich mit Euch meine Gedanken zum Thema Werte und Ethik teilen und wie ich es für mich in meiner Coaching-Tätigkeit definiere.
Werte… Was ist das eigentlich? Um sicher zu stellen, dass wir das gleiche Verständnis vom Begriff „Wert“ haben, möchte ich den Begriff kurz definieren (wie ich ihn hier in diesem Artikel benutze):
Werte sind transsituative Ziele, die in ihrer Bedeutung variieren und als Leitprinzipien im Leben einer Person oder einer anderen sozialen Einheit dienen.
Shalom Schwartz (1994)
Werte sind somit etwas wie Leitplanken, die für unser individuelles Verhalten die Grenzen bilden (und so auch ein wenig die Richtung vorgeben). Wenn wir innerhalb dieser Leitplanken handeln, sind wir im Einklang mit unseren Werten. Werte beschreiben das, was Dir wichtig ist.
Und was bedeutet Ethik?
Ethik ist ein philosophischer Begriff. Ethik ist ein methodisches Nachdenken über Moral. Sie beschäftigt sich damit, ethisches Handeln zu begründen (über die Moral) und zu reflektieren. Ich vermute, das kann in entspannter Athmosphäre mit einem Gläschen Rotwein oder einem wunderbaren zu recht tiefsinnigen Gesprächen und füllenden Abenden führen…
Um die Kette der Begriffsdefinitionen nun noch abzuschließen: Und was genau mein ich eigentlich mit Moral?
Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert Moral als die Werte und Regeln, die in einer Gesellschaft allgemein anerkannt sind. Somit handelt ein Mensch „moralisch“, wenn er/sie sich so verhält, wie es die Mitmenschen in der jeweiligen Gesellschaft für richtig und gut erachten. Werte sind somit ein Teil der Moral.
Werte im Coaching
Im Coaching gehen Coach und Coachee in eine recht intensive, vertrauliche Beziehung. Dies ist notwendig, damit der/die Coachee ausreichend Sicherheit hat, um sich vollständig öffnen zu können. So können sie effektiv an der Coachingthematik arbeiten. Um dies zu gewährleisten, ist es notwendig, dass ein*e Coach*in ethischen Richtlinien folgt. Für mich als Coachin sind die folgenden Werte besonders wichtig (Hinweis: es spielen sehr viel mehr Werte eine Rolle, doch diese möchte ich hervorheben):
Professionalität: Als Coachin bin ich jederzeit dazu in der Lage, dem/der Coachee zu erklären, wo wir derzeit im Coaching-Prozess sind und wie ich derzeit vorgehe. Dafür habe ich mich zur systemischen Coachin ausbilden und akkreditieren lassen und seitdem auch permanent an Weiterbildungen teilgenommen. Der ständige Ausbau der Professionalität ist Voraussetzung für ein verantwortungsvolles Coaching.
Empathie: Als Coachin ist es notwendig, dass ich mich in die Situation des/der Coachee hineinversetzen kann und entsprechend (vorsichtig) das Coaching aufbaue. Auch denke ich, dass Empathie eine Voraussetzung ist, damit der/die Coachee sich auch mir als seine/ihre Coachin öffnen kann.
Zielorientierung: Egal, ob es sich um Verständnisziele (z.B. eigene Stärken besser verstehen, oder das eigene Verhalten in gewissen Situationen) oder das Erarbeiten von Handlungsoptionen handelt, als Coachin habe ich stets das mit dem/der Coachee vereinbarte Ziel und deren Erreichung im Fokus.
Respekt: Mein Verständnis vom Wert Respekt beinhaltet, dass ich mit meinem/r Coachee freundlich und auf Augenhöhe arbeite, mich ihm/ihr gegenüber ehrlich und wertschätzend verhalte und alles, was wir erarbeiten, vertrauensvoll behandelt wird. Dies beinhaltet für mich, dass die Inhalte der Coaching-Sitzungen, sowie andere mir anvertrauten Informationen vertraulich behandelt werden.
Autonomie: Ich bin (nicht nur in meiner Rolle als Coachin) fest davon überzeugt, dass ein*e Coachee alles in sich trägt, was er/sie benötigt, um seine/ihre Ziele zu erreichen. Nur manchmal verlieren wir den Blick für’s Wesentliche. Im Coaching verfolge ich das Ziel, die Handlung- und Denk-Autonomie des/der Coachee weiter zu fördern, um so den Zugang zu den eigenen Ressourcen (wieder) zu bekommen und (wieder) ins Handeln zu kommen. Denn freie eigene Gedanken und selbstbestimmtes Handeln werden die Situation eines/r Coachee verändern können.
Ethik im Coaching
Als systemische Coachin halte ich mich an bestimmte ethische Prinzipien, um sicherzustellen, dass meine Arbeit stets im Einklang mit meinen Werten und den Bedürfnissen meiner Coachees steht. Im Folgenden formuliere ich einige dieser ethischen Prinzipien.
Autonomie: Ich wahre jederzeit die Autonomie und das Selbstbestimmungsrecht meiner Coachees, indem ich ihre Ziele und Entscheidungen respektiere und sie in ihren Reflexionsprozessen unterstütze, ohne ihnen meine eigenen Überzeugungen oder Lösungen aufzuzwingen.
Vertraulichkeit und Integrität: Ich verpflichte mich zu Vertraulichkeit bezüglich aller im Coaching-Prozess geteilten Informationen und wahre die Grenzen meiner professionellen Rolle, indem ich keine Ratschläge oder Lösungen für Probleme mit Dritten anbiete, sondern die Selbstreflexion und eigenverantwortliche Lösungsfindung meiner Coachees fördere.
Professionalität: Ich handle stets in der besten Absicht und zum Wohle meiner Coachees, vermeide jegliche Form von Schaden oder Ausbeutung und strebe danach, meine Kompetenzen durch kontinuierliche Weiterbildung zu sichern und zu erweitern.
Fortlaufende Weiterentwicklung: Ich reflektiere meine eigene Arbeit und ethischen Entscheidungen regelmäßig, gegebenenfalls auch in Supervision oder im Austausch mit Kolleg:innen, um meine ethische Sensibilität zu schärfen und die Qualität meiner Coaching-Praxis kontinuierlich zu verbessern.
Transparenz: Ich lege Wert auf eine klare und transparente Kommunikation in Bezug auf den Coaching-Prozess, meine Qualifikationen und die relevanten Rahmenbedingungen (z.B. Vertrag, Kosten) und gehe offen mit möglichen Interessenkonflikten um.
Diese ethischen Prinzipien dienen mir als Richtlinien in meiner Arbeit als systemische Coachin und helfen mir dabei, eine professionelle, vertrauensvolle und respektvolle Beziehung zu meinen Klienten aufrechtzuerhalten. Durch die Einhaltung dieser Prinzipien bin ich davon überzeugt, dass ich meinen Klienten eine qualitativ hochwertige und ethisch verantwortungsvolle Unterstützung bieten kann.