Coffeebreak: Wieso Stolz schädlich für die Karriere ist…

… Darüber konnte ich vor Kurzem wieder in einen spannenden Post auf LinkedIn lesen (leider habe ich ihn nicht mehr wieder gefunden, daher gibt es leider keinen Link). Im Gegensatz dazu stehe das Selbstwertgefühl, das viel besser ist und hilfreicher ist.

Dieser Post hat mich nun einige Wochen bewegt, sodass ich mich nun zu meinem eigenen kleinen Blogbeitrag hinreisen lasse. Hintergrund: Bei mir ecken derartige Richtig/Falsch-Darstellungen mächtig an. Auch wenn jedes Modell (= eine vereinfachte Darstellung der Realität) seine Daseinsberechtigung hat, ist mir der Anwendungszweck derartiger Postulationen „Stolz ist schlecht! Selbstwertgefühl ist gut!“ leider unklar. Vielleicht mag es daran liegen, dass ich mich selbst als eine stolze Person betrachte. Ich kann den Stolz von Tom Hanks, als er in Cast Away endlich Feuer gemacht hat, durchaus nachvollziehen.

Doch das bringt mich nun zu der Frage: Was genau ist eigentlich Stolz und wieso wird es immer wieder so verrufen?

Das Wort Stolz hat keine eindeutige Definition. Im Duden sind folgende Definitionen zu finden:

  1. von Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz, eine [eigene] Leistung erfüllt; ein entsprechendes Gefühl zum Ausdruck bringend oder hervorrufend
  2. in seinem Selbstbewusstsein überheblich und abweisend
  3. imposant, stattlich
  4. (umgangssprachlich): (im Hinblick auf Anzahl, Menge, Ausmaß) erheblich, beträchtlich; als ziemlich hoch empfunden; beeindruckendGebrauch

Die Herkunft des Wortes fasst der Duden wie folgt zusammen:

mittelhochdeutsch stolz = prächtig; hochgemut, spätalthochdeutsch stolz = hochmütig, ursprünglich wohl = steif aufgerichtet

Wenn ich mir allein die Herkunft des Wortes anschaue und diese mit den heutigen Bedeutungen gemäß Duden, fällt bereits auf, dass sich Wörter sehr verändern. Ich vermute stark, dass viele dieser oben genannten Verurteilungen von Stolz noch immer mit der „spätalthochdeutschen“ Herkunft des Hochmutes gleichgesetzt werden.

Nun frage ich mich tatsächlich, warum Stolz denn so schädlich sein soll? Ist es denn nicht wie mit Allem: Auf das richtige Maß kommt es an?
Es wird behauptet, dass Stolz andere herabgewürdigt. Aus meiner Sicht eine sehr einseitige und auch fragwürdige Betrachtung dieses Gefühls. Stell Dir bitte vor, Du hast Dir ein anspruchsvolles Ziel gesetzt, beispielsweise Olympiamedaille, oder genug Geld zu sparen, um Dir die Harley Davidson Deiner Träume zu kaufen… und mit sehr viel Aufwand hast Du es erreicht. Nun kannst Du doch zurecht stolz auf diese Leistung sein und dies auch zeigen. Oder würdest Du bei der Siegerehrung oder der ersten Fahrt mit Deiner Traum-Harley etwa frei von der Freude des Erreichten sein wollen? Nach meinem Verständnis der Duden-Definition geht es doch darum.

Weiterhin kann ich auch stolz auf die Leistungen anderer sein. Dazu kannst Du einfach mal den Fanblock nach einem gewonnenen Spiel der „eigenen“ Mannschaft beobachten. Oder vielleicht etwas greifbarer: das Kind hat etwas Neues geschafft, beispielsweise die ersten Schritte… Welches Elternteil ist da nicht stolz auf den kleinen Weltenerkunder?
Auch bei der Olympiamedaille wird vermutlich das Unterstützerteam rund um die Athleten und Athletinnen sicher mit stolz auf den Erfolg sein.

Wieso soll also Stolz schlecht für die Karriere sein? Mir kommt hier gern der Verdacht auf, dass es weniger um den Stolz, sondern um den Neid des/der Anderen geht. Oder um noch etwas anderes, beispielsweise Hochmut oder Arroganz?

Natürlich gilt beim Stolz: Das Richtige Maß ist entscheidend. Doch unter der Annahme, dass man dieses Maß grundsätzlich eingehalten hat, gibt es dann nicht doch immer wieder diese Stimmen, die besagen: Schau Dir mal an, wie die schon wieder angibt! Die glaubt auch, was Besseres zu sein!
Und dann stellt sich mir die nächste Frage: Wer hat hier ein Problem mit der Zielerreichung der anderen Person? Stolz ist mit Freude verbunden; sich für andere zu freuen, verbindet.

Noch etwas zu den Fakten: Barbara Fredrickson zählt Stolz zu den 10 positiven Emotionen. Sie bezieht sich hierbei auch auf das im Duden beschriebene Gefühl, das sich beim Erreichen einer (sozial anerkannten) Leistung einstellt.
Und wenn wir eine Leistung erreicht haben und stolz darauf sind und unser Umfeld auch… Das soll schlecht sein? Vielleicht stimmt dann was mit dem Umfeld nicht?
Und wieso sollte sich eine ganze Bewegung („Pride“) danach benennen, wenn es etwas Schlechtes wäre?

Ich hoffe, Du kannst auch stolz auf Dich sein! Und ich wünsche Dir, dass Du dieses Gefühl auch mit Anderen zusammen genießen kannst! Nicht zuletzt auch als Teil Deiner Karriere!

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