Die 3 Tugenden idealer Teamplayer:innen

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Warum brauchen wir Teamplayer:innen?

Heute leben wir in einer sehr komplexen Welt, die Spezialisierung und somit ein hohes Level an Zusammenarbeit fordert. Um eine effiziente Zusammenarbeit zu erreichen, benötigen wir Teamplayer:Innen!
Nur: was genau sind denn eigentlich Teamplayer:innen? Was zeichnet sie aus? Welche Charakterzüge haben sie? Gibt es überhaupt eine einheitliche Definition von Teamplayer:Innen, die sich überall anwenden lässt? 
Falls Dich solche Fragen auch bewegen, möchte ich Dir hier ein paar Anregungen liefern.

Was bedeutet gutes Teamplay für Dich?

Sicherlich kennst Du aus Deinem eigenen Umfeld Leute, mit denen die Zusammenarbeit irgendwie super funktioniert, richtig? Irgendwie sind Dir diese Leute sympathisch, Du hast vielleicht auch das Gefühl, dass sie Dir gern helfen. Wenn Du über diese Personen nachdenkst, fallen Dir vielleicht noch einige weitere Gemeinsamkeiten auf… 
Solltest Du Dich mit anderen über die Eigenschaften von Teamplayer:innen unterhalten, wirst Du feststellen, dass jeder eine etwas andere Vorstellung von diesen Eigenschaften hat. Somit stellt sich die Frage: Wo ist die Gemeinsamkeit?

Patrick Lencionis Modell: Die 3 Tugenden idealer Teamplayer:innen

Hierzu möchte ich gern das Modell aus dem Buch „Die 3 Tugenden idealer Teamplayer“ vorstellen, das der Autor Patrick Lencioni dort beschreibt.
Basierend auf jahrelangen Erfahrungen werden drei Tugenden im Rahmen einer Kurzgeschichte vorgestellt, die für ihn die Basis idealer Teamplayer:innen darstellen:
Hungrig, Smart und Bescheiden.

Die Wortwahl ist etwas vieldeutig, daher beschreibt er die Eigenschaften auch noch etwas genauer: 
Hungrige Menschen sind in der Lage sich selbst zu motivieren und leisten auch mehr als gefordert (also nicht nur „Dienst nach Vorschrift“).
Smarte Menschen wissen, wie man mit anderen Menschen umgeht. Patrick stellt hier noch klar, dass es nicht notwendig ist, ein extrem emphatischer Mensch zu sein, sondern dass es darum geht zu wissen, wie man in verschiedenen Situationen mit Leuten umgeht, also eine „angemessene“ Kommunikation beherrscht. 
Bescheidene Menschen stellen die Bedürfnisse der Gruppe/des Teams über ihre persönlichen Bedürfnisse.

Tugenden sind Verhaltensweisen

Interessant an dieser Stelle ist, dass diese Eigenschaften mehr oder minder Verhaltensweisen darstellen und keine persönlichen Werte. Somit kannst Du diese Eigenschaften in Personen finden, die völlig unterschiedliche persönliche Wertesysteme haben. 

Was bedeutet das? Ich möchte gern Dir einige meiner Gedanken zum Thema Teamplayer:in mitteilen, vielleicht hilft das, den Unterschied zwischen Werten und Verhaltensweisen (hier = Eigenschaften) zu verdeutlichen.
Wenn ich an einen idealen Teamplayer denke, fällt mir als erstes Zuverlässigkeit ein. Zuverlässigkeit ist jedoch ein persönlicher Wert eines Menschen, der sich in unterschiedlichen Verhaltensweisen widerspiegelt. Für mich zeigt sich eine zuverlässige Verhaltensweise zum Beispiel wie folgt: 
Wenn ich eine Person um etwas bitte, bekomme ich von ihr als Antwort entweder ein Nein (mit kurzer Begründung warum sie mir nicht helfen kann) oder ein Ja, auf das ich mich verlassen kann. Ich bekomme von dieser Person dann auch eine Information darüber, wie sie mir helfen kann und bis wann. Somit habe ich einige Parameter erhalten, in welchem Rahmen ich mit der Hilfe dieser Person rechnen kann. Sollte sich daran was ändern, wird mich diese Person darüber (vorab/zeitnah) informieren. In allen Fällen dieses Beispiels weiß ich bei dieser Person, woran ich bezüglich meiner Bitte bei ihr bin, und somit ist sie für mich bezüglich meiner Bitte zuverlässig. Ich weiß, was ich von dieser Person erwarten kann.
Dem Wert „Zuverlässigkeit“ ordne ich in diesem Beispiel Verhaltensweisen wie offene und ehrliche Kommunikation zu (das gehört in dem Modell von Patrick wohl in den Verhaltensbereich „Smart“).

Wie denkst Du darüber? Was fällt Dir als erstes ein, wenn Du an den/die ideale Teamplayer:In denkst? Und kannst Du dein Bild in den Eigenschaften smart, hungrig und bescheiden wieder finden? Fehlt aus Deiner Sicht hier noch ein wesentlicher Teil?

Smart, Hungrig und Bescheiden bedeutet überall etwas anderes

Aus meinen Erfahrungen sind die Ausprägungen von smart, hungrig und bescheiden in jedem Team unterschiedlich. Viel Einfluss darauf nimmt auch die jeweilige Unternehmenskultur. Dies zeigt sich im besonderen Maße bei der Eigenschaft „smart“: Was eine „angemessene“ Kommunikation ist, wird in der Schwerindustrie (diese habe ich als ziemlich direkt empfunden) anders wahr genommen als beispielsweise im Dienstleistungsbereich (hier ist eine gewisse Höflichkeit, vielleicht auch eine etwas indirektere Kommunikation oft anzufinden). 

Nicht alle 3 Tugenden vorhanden?

Zusätzlich zum Typ ideale Teamplayer:in beschreibt Patrick Lencioni in seinem Buch noch eine Reihe von Typen, bei denen eine, zwei oder alle drei dieser Eigenschaften fehlen. 

Keine der drei Tugenden: 

Wenn alle drei Eigenschaften fehlen, ist es recht unwahrscheinlich, diese Person noch zu einem guten Teamplayer:in zu entwickeln. 

Eine der drei Tugenden: 

Personen, die nur bescheiden sind (nicht hungrig oder smart) bezeichnet er als Bauern. Sie bringen keine Unruhe ins Team und bleiben oft in Bereichen unbemerkt, wo es nicht so stark auf Leistung ankommt.
Als Bulldozer bezeichnet er Menschen, die nur hungrig sind (aber weder smart, noch bescheiden). Grundsätzlich sind dies Personen, die ausschließlich das eigene Vorankommen im Fokus haben und dabei sehr rücksichtslos vorgehen. In stark leistungsorientierten Unternehmenskulturen können diese Einzelgänger sehr weit kommen, allerdings sind sie regelrecht zerstörerisch für Teams.
Als Charmeure bezeichnet Patrick Personen, die nur smart sind (weder hungrig, noch bescheiden). Sie sind recht liebenswert, bringen aber nur wenig Leistung.

Zwei der drei Tugenden:

Als unabsichtliche Unruhestifter bezeichnet Patrick Personen, die bescheiden und hungrig sind, jedoch nicht smart. Mit ihnen ist auf Grund der holprigen zwischenmenschlichen Kommunikation die Zusammenarbeit schwierig, auch wenn sie wirklich bemüht sind.
Die liebenswerten Faulenzer sind dagegen bescheiden und smart. Sie machen grad das Nötigste, sind aber sehr angenehme Zeitgenossen. 
Die gewieften Taktiker bilden mit hungrig und smart die dritte Gruppe. Patrick beschreibt sie als die gefährlichsten. Sie sind sehr schwer zu durchschauen und wirken zerstörerisch auf das Team. Ähnlich wie die Bulldozer kommen sie vor Allem in stark leistungsorientierten Unternehmen sehr schnell und weit nach oben (und können sich dort auch halten). 

! Keine voreiligen Schubladen!

Im Buch wird weiterhin erwähnt, dass die Kolleg:innen, die eigenen Mitarbeiter:innen etc. nach diesem Modell nicht einfach „abgestempelt“ werden sollen. Durch zielgerichtete Entwicklung kann hier viel erreicht werden. Weiterhin ist natürlich auch die grundsätzliche Frage, in wie weit ein Unternehmen denn wirklich schwerpunktmäßig nach Teamplayer:innen sucht. Außerdem bietet das Buch noch viele weitere Impulse.

Persönliches Fazit

Als eine temporäre Standortanalyse bietet dieses Modell meines Erachtens nach einen großartigen Start, wenn es darum geht, ein Team wirklich zu einem Team zu machen und potenzielle Entwicklungsfelder jedes einzelnen Mitarbeiters aufzudecken. 

Es warnt davor, Leute abzustempeln und deutet auch ein wenig an, dass hier nicht unveränderliche Eigenschaften beschrieben werden. Im operativen Geschäft kann eine Führungskraft es auch nutzen um die Entwicklung der Mitarbeiter im Blick zu behalten. Wenn beispielsweise ein großartiger Teamplayer:in mit der Zeit seinen „Hunger“ verliert, könnte dies frühzeitig interveniert werden. Eventuell benötigt er größere Herausforderungen, oder es haben sich in seinem Umfeld Demotivatoren eingeschlichen, die auch den Rest des Teams bald treffen könnten. Oder oder oder… 

Weiterhin bietet dieses Modell „nur“ drei übergeordnete Eigenschaften. Diese sind sicher für alle Teamplayer:innen wichtig, aber je nach Team und Aufgabe sind sicher noch weitere Eigenschaften/Fähigkeiten notwendig, die natürlich auch von der jeweiligen Teamleitung identifiziert und fokussiert werden sollten. 

Ich hoffe, dieses Modell hilft Dir ein wenig, Dich und Dein Umfeld von einem neuem Gesichtspunkt her zu betrachten. Vielleicht hilft es Dir ja auch dabei zu verstehen, warum mit einigen Leuten die Zusammenarbeit einfacher ist, als mit anderen. 

Was hältst Du von diesem Modell? Wo wäre es aus Deiner Sicht hilfreich anzuwenden? Wo siehst Du die Grenzen? 

Ich freue mich über Deine Rückmeldung, gern per Email an info@abenteuer-teamwork.com

Herzlichen Dank für Deine Aufmerksamkeit!

Kristin

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